Mittwoch, der 31. März 2021

Hilft Agilität, kreativ zu sein?


Sind Sie dazu verdonnert worden, agil zu arbeiten? Möchten Sie das vielleicht sogar selbst? Jetzt haben Sie noch ein paar Fragen? Sie sind nicht allein. Zum Beispiel bin ich kürzlich gefragt worden:

Wie kann Agilität helfen, meinen Arbeitsaufwand zu verringern, um mehr Zeit für kreative Ideen zu haben?



Im agilen Tun sind wir in jeder Minute (!) gefordert, uns zu fragen, was wirklich wichtig ist. Und zwar hinsichtlich unserer längerfristigen Ziele und: JETZT. Also im aktuellen Moment. Und das tun wir dann. Heißt natürlich auch:

Alles, was nicht wichtig ist, lassen wir sein.

Unter „wichtig“ kann man natürlich vieles verstehen. Und verschiedene Menschen haben dazu unterschiedliche Ansichten und auch Interessen. (KundInnen sind z.B. Menschen oder MitarbeiterInnen, sogar ManagerInnen). Dennoch: Agile ist sehr stark von den Ideen des Lean-Managements geprägt. Deshalb heißt die agile Antwort meist:

Wichtig ist alles, was der (längerfristigigen) Wertschöpfung dienlich ist.

Wertschöpfung findet nicht nur, aber vor allem dann statt, wenn Kunden für ein Produkt oder eine Lösung Geld ausgeben. Heißt: Diejenigen, die über die Wertschöpfung maßgeblich befinden, sind die Kunden bzw. die Nutzer. Erst DANACH kommen sonstige Stakeholder. (Auch wenn es oft und leider andersherum gelebt wird.)

Wenn Sie dafür eingestellt sind, kreative Ideen zu entwickeln, dann deshalb, weil man sich dadurch erhofft, dass Sie dadurch Wertschöpfung generieren. Um es überdeutlich zu sagen: Damit Sie genau damit GELD EINSPIELEN. Haben Sie nicht die Voraussetzungen dafür, kreative Ideen zu produzieren, so ist dieses wichtige Geschäftsziel in Gefahr. Und zwar ohne Not. Denn Voraussetzungen lassen sich ja schaffen.

Das ist also widersinnig. Das ändert auch nicht die Tatsache, dass solche Situationen in vielen vielen vielen Organisationen Realität ist.

Wichtig im Sinne von Lean bzw. Agile ist also, dass Ihr Arbeitsumfeld entsprechend geschaffen ist. Frei von allem, was Sie an Ihrer Arbeit hindert: Sie brauchen Freiraum, um kreativ werden zu können.

„Müssen“ mag ich ja eigentlich gar nicht. In diesem Fall müssen Sie sich aber tatsächlich mit Ihrem Team entsprechende Strukturen geben. Team heißt: Mit den Führungskräften und dem Management. Sonst können Sie Ihren Job nicht zur vollsten Zufriedenheit machen. Weder zur eigenen, noch Ihrer Firma Unternehmung, noch – das ist das wichtigste – zur vollsten Zufriedenheit Ihrer Kunden!

Strukturen geben kann vieles heißen. Quasi alle agilen Arbeitsrahmen verzichten z.B. konsequent auf alle überflüssigen Meetings (also solchen Treffen z.B., die Zeit verschwenden).


Wechsel- und Verzugskosten Erfolgsverhinderer Nummer 1

Wechselkosten sind z.B. der Weg von einem Meeting ins nächste oder die Zeit, die Sie brauchen, sich von einem Thema wieder ins nächste einzuarbeiten. Wechseln ist ein Luxus, den wir uns immer weniger werden leisten können. Denn andere, nicht-wechselnde Wettbewerber sind schlicht schneller und um ein Vielfaches (!) rentabler.

Im Agilen versuchen wir Wechselkosten zu minimieren, indem wir Störungen nach Möglichkeit vermeiden und von allem, was anstehet, nur die wichtigen Dinge tun.

Erfolg haben Sie nur mithilfe Ihrer Führungskräfte und im Zusammenspiel mit Ihrem Team!

Um Projekte und Aufgaben zu priorisieren, braucht es das vertrauensvolle Zusammenspiel der Business- und Expertenseite. Also von Experten wie Ihnen und Ihren ChefInnen.

Weil wir diese Art von Zusammenarbeit selten bis nie in Schule oder sonstwo kennenlernen oder üben, können wir das noch nicht. Und es ist ein schwieriger Lernprozess. Der zudem natürlich auch noch die gemeinsame (also nicht nur Ihre) Einsicht erfordert, dass dies momentan sogar ziemlich existentiell wichtig und der richtige, vermutlich sogar der einzige Weg für nachhaltigen (Zukufts-) Erfolg.

Und dann braucht es viel Nachhalten und gemeinsamen Willen.


Kurz zusammengefasst

Im „agilen Maschinenraum“ befindet sich ein ausgeprägtes Lean-Mindset. Und das versucht, alles Überflüssige, alles, was die Wertschöpfung in den Prozessen be- oder sogar verhindert, kontinuierlich aus dem System zu bekommen und es dort auch zu halten. In Ihrem Falle also alles, was Sie daran hindert, Ihren Job zu tun und den größten Ihrer Zeit kreative Ideen zu entwickeln.

Damit uns das gelingt, brauchen wir unbedingt das gemeinsame Verständnis, dass es (im Sinne der Wertschöpfung) wichtig ist, Verschwendung dieser Art zu verhindern.

Auch, dass dies nicht einer Person alleine gelingen kann (z.B. Ihnen persönlich), sondern dass wir das nur gemeinsam schaffen. Also im Team inklusive Führungskräften und – radikal! – eventuell mit KollegInnen angrenzender Abteilungen oder – noch radikaler! – gemeinsam mit Kunden und/oder sogar mit  Zulieferern!

Und dann ist zu lernen, in gemeinsamem Feedbackschleifen genau das zu tun, also – nach und nach – den überflüssigen Aufwand zu reduzieren und Raum für kreatives Arbeiten zu erschließen.

Die agilen Routinen sind genau dafür gedacht. Um Punkte wie den von Ihnen genannten, anzubringen und – gemeinsam mit dem Team, also auch der Führungskraft – nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. (In Ihrem Falle wäre übrigens in Scrum die Sprint-Retrospective der Ort, Ihr „kreatives“ Problem im Team anzubringen.)


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