Es gibt nichts praktischeres als eine gute Theorie.
Bevor wir end-lich! darüber sprechen, was all diese theoretischen Erkenntnisse denn so praktisch macht, ist noch ein kleiner Hinweis darauf wichtig, welche Arten von Systemen es eigentlich gibt.
Einfach – Kompliziert – Komplex – Chaotisch
- Im zweiten Teil der kleinen Serie hatte ich bereits über einfache, komplizierte und komplexe Systeme gesprochen. Sie unterscheiden sich darin, wie ihre Ursache – Wirkungszusammenhänge im Innenleben organisiert sind.
Statisch – Dynamisch
- Statische Systeme sind einfache, unflexible Einheiten: Einmal installiert, verändern sie sich nicht mehr. Beispiel dafür wären einfache Input-X-Output-Y-Automaten (z.B. Kaffeemaschine).
- Dynamische Systeme sind sich verändernde, flexible Einheiten. Sie sind in der Lage, sich wandeln. Teilweise aus innerem Antrieb, teilweise aufgrund von externen Impulsen. Beispiele für ultradynamische Systeme sind Wetterphänomene.
Tot – Lebendig/Lernend – Nicht-lernend (dumm)
- Lebende Systeme sind tendenziell dynamische Systeme. Eben solche, die von sich aus eine gewisse Selbsterhaltungs- oder sogar Wachstumsdynamik entwickeln.
- Tote Systeme führen dagegen ausschließlich jene Operationen aus, die ihnen zu eigen ist. Sonst nichts.
- Insofern kann auch von lernenden und nicht-lernenden, quasi dummen Systemen gesprochen werden.
Für mich am hilfreichsten ist die Unterscheidung in FRAGIL und ANTIFRAGIL (Nassim Taleb).
Fragil – Antifragil
- Fragil
- Statische Systeme, die sich nicht weiterentwickeln oder lernen (können), sind fragil. Denn durch ihre mangelnde Flexibilität sind sie stets gefährdet, durch Erschütterungen oder Impulse von Innen oder Außen beschädigt zu werden.
- Also müssen sie entweder von Außen davor geschützt werden. Oder sie müssen ultrastabil aufgebaut sein bzw. so ausgestattet, dass ihnen innere oder äußere Impulse nichts anhaben können.
- Beides ist oft aufwendig und teuer. (Und es lenkt oft vom eigentlichen Vorhaben ab.)
- Als Beispiel für ein fragiles System dient Taleb eine Porzellantasse, die z.B. für den Transport in eine stoßgeschützte Verpackung gesteckt wird.
- Antifragil
- Antifragile Systeme sind im absoluten Gegensatz dazu dynamisch und lernend – und zwar aus sich selbst heraus.
- „Stressende“ Erschütterungen machen ihnen also nicht nur nichts aus (im Gegensatz zur Porzellantasse). Antifragile Systeme werden dadurch sogar besser, intelligenter, schlauer und auch überlebensfähiger.
- Beispiele: Alle lebende und lernende Organismen (bis zu einem bestimmten Grad). Oder auch offene, lernende, sich weiterentwickelnde Denksysteme.
Was mir all das in meiner Arbeit hilft, dann END-LICH im nächsten und letzten Teil der kleinen Serie (Cliffhanger).
Was mir sonst noch dazu einfällt
- Nassim Nicholas Taleb – Wikipedia
- Nassim Talebs Bücher
- Taleb, Nassim Nicholas: Antifragilität. Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen.
- Taleb, Nassim Nicholas: Der Schwarze Schwan. Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse.
- Ameln, Falko von: Konstruktivismus. Die Grundlagen systemischer Therapie, Beratung und Bildungsarbeit.
- Appelo, Jurgen: How to Change the World. Change Management 3.0.
- Snowden, Dave: Cynefin – Weaving Sense-Making Into the Fabric of Our World.
- Simon, Fritz: Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus.