Montag, der 29. März 2021

Dies ist ein gutes Buch #1; „Im Grunde gut“ von Rutger Bregman


„Eine bessere Welt beginnt nicht bei mir, sondern bei uns allen, und unsere Hauptaufgabe ist es, andere Organisationen zu schaffen.“

Rutger Bregman


Ich habe gerade Rutger Bregmans tolles Buch über den Menschen, die Menschheit, das Gute und das Böse, darüber, wie wir uns selbst sehen und wie wir uns sehen könnten – und wahrscheinlich auch sollten – beendet. Es ist eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die sich für positive Veränderungen interessieren. Und die bereit sind, ihre Meinung und sein Weltbild in Frage zu stellen und vielleicht sogar zu ändern.

(Die folgende deutsche Übersetzung stammt von mir und nicht der deutschen Originalausgabe.)

„Der Glaube an die schlechte Natur des Menschen liefert auch eine schlüssige Erklärung für die Existenz des Bösen. Wenn man mit Hass oder Egoismus konfrontiert wird, kann man sich sagen: `Naja, so ist eben die menschliche Natur.‘ Wenn man jedoch glaubt, dass die Menschen im Grunde gut sind, muss man sich fragen, warum das Böse überhaupt existiert. Es impliziert, dass es sich lohnt, sich zu engagieren und zu widersprechen. Und es verpflichtet zum Handeln.“

Der Historiker, Journalist und Aktivist Rutger Bregman geht der Frage nach, wie es kommt, dass wir ein so schlechtes Bild von uns Menschen haben. Dabei geht er einer ganzen Reihe von vielen, auch vielen bekannten Geschichten nach, in dem von der schlechten Natur des Menschen gesprochen wird. Was ist an den Geschichten dran? Wie war es? Warum erzählen wir uns die Geschichten so und nicht anders. Das ist sehr spannend und lehrreich. Ein echter Aufgenöffner. (Zumindest für mich)

Im letzten Teil des Buches liest man dann zusammenfassend,

Was Bregman beim Schreiben seines Buches gelernt hat

Hier in Kürze aufgelistet mit ein paar erklärenden Zitaten aus dem Originaltext ergänzt:


1. Wenn in Zweifel, gehe vom Besten aus

„Das ist üblicherweise gerechtfertigt, denn die meisten Menschen meinen es gut.“


2. Denken Sie in Win-Win-Szenarien

„Die schöne Tatsache ist, dass wir in einer Welt leben, in der sich Gutes tun auch gut anfühlt.“


3. Stellen Sie mehr Fragen

„Lassen Sie Bürger zu Wort kommen, […] lassen Sie MitarbeiterInnen ihre eigenen Teams leiten […] lassen Sie Kinder ihre eigenen Lernwege gestalten.“


4. Weniger Empathie, mehr Mitgefühl

„Sollten wir alle anfangen zu meditieren? […] Es gibt wissenschaftliche Beweise, dass Meditation unser Mitgefühl trainieren kann. […] Wenn wir trainieren, um unseren Körper in Form zu halten, warum nicht dasselbe für unseren Geist tun?“


5. Versuchen Sie, andere zu verstehen, auch wenn Sie nicht verstehen, was sie wollen

„Die Geschichte lehrt, dass Fortschritt oft mit Menschen beginnt […], die andere als Besserwisser oder sogar unfreundlich empfinden. Die unangenehme Themen ansprechen, die Unbehagen bereiten. Schätzen Sie diese Menschen, denn sie sind der Schlüssel zum Fortschritt.“


6. Lieben Sie Ihre, wie andere ihre eigenen Menschen lieben

„Als Menschen sind wir unterschiedlich. Wir sorgen uns mehr um uns selbst. Das ist nichts, wofür man sich schämen müsste – es macht uns zu Menschen. Aber wir müssen auch verstehen, dass andere, weit entfernten Fremde, auch Familien haben, die sie lieben. Dass sie genau so Menschen sind, wie wir.“


7. Meiden Sie die Nachrichten

„Wenn Sie die Abendnachrichten sehen, haben Sie vielleicht das Gefühl, der Wirklichkeit näher zu kommen, aber die Wahrheit ist, dass sie Ihren Blick auf die Welt verzerren. Die Nachrichten neigen dazu, zu verallgemeinen, Menschen in Gruppen zu zeigen […]. Schlimmer noch, die Nachrichten zeigen vor allem die faulen Äpfel. Das Gleiche gilt für die sozialen Medien.“


8. Prügeln Sie nicht auf Nazis ein

„Es gibt auch eine Art von Aktivismus, der verdächtig nach Zynismus aussieht. Das ist der Weltverbesserer, dem es hauptsächlich um sein eigenes Selbstbild geht. Wer das tut, wird zu einem Rebellen, der es am besten weiß, der Ratschläge erteilt, ohne echte Rücksicht auf andere zu nehmen. Schlechte Nachrichten sind dann gute Nachrichten, denn schlechte Nachrichten beweisen, dass man schon immer Recht hatte.“


9. Zeigen Sie sich, wenn Sie Gutes tun und schämen Sie sich nicht dafür

„Freundlichkeit ist so ansteckend, dass sie sogar Menschen ansteckt, die sie nur aus der Ferne sehen.“


10. Seien Sie realistisch

„Der Realist ist zum Synonym für den Zyniker geworden. […] In Wahrheit ist es aber der Zyniker, der daneben liegt.“


Literaturhinweise



 

1 Comment

  • Lieber Edgar, gut, dass du darüber sprichst. Ich lese es auch gerade (die dt. Ausgabe) und bin tief berührt davon, was Bregman an wissenschaftlichen Fundstellen aufbietet, um unser vorherrschendes Narrative vom Menschen als Ungeheuer zu entlarven. Ein unglaublich engagiertes und hoffnungsvolles Angebot für die Arbeit am eignen Weltbild und dieses gleichzeitig nicht mit einem neuen Narrativ zu überschreiben sondern jederzeit offen zu bleiben.
    Und – lieber Edgar – jetzt ist es Zeit für dich, ein anderes Buch von Bregman zu lesen, nämlich „Utopien für Realisten“. Viel Spaß dabei…

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