Donnerstag, der 29. April 2021

Was ist ein Burnout? Warum sich darum kümmern?


Kürzlich war ich zu Gast in einer Veranstaltung des Münchner Bündnis gegen Depression. Als ehemaliger Burnout Patient berichtete ich darüber, was eine Erschöpfungsdepression ausmacht und wie man zurück in ein gesundes, zufriedenes Leben finden kann. Beziehungsweise natürlich, was MEINE Situation ausmachte und wie es MIR erging. 


Dabei fiel mir wieder einmal auf, wie viele Menschen dieses Thema bewegt. Es sind immer noch wahnsinnig viele Menschen von stressbedingten Depressionen betroffen. Vor allem wurde einmal mehr deutlich, dass trotz regelmäßig wiederkehrender „Burnout-Wellen“ in den Medien großer Aufklärungsbedarf herrscht. Über Burnout bzw. Erschöpfungsdepression geschweige denn Depression ist zu wenig bekannt.

Was ist Burnout? Wie entsteht Burnout? Wie hängt er mit Depression zusammen? Wie wird ein Burnout ausgelöst? Wie erkenne ich ihn? Was sind Symptome? Wie ist ein typischer Verlauf? Was kann ich tun, um vorzubeugen? Und besonders wichtig: Was tun, wenn es mich erwischt?



Die Unkenntnis

…trifft vor allem Menschen hart, die akut und scheinbar überraschend in eine Burnout-Krise schlittern. Durch das Nicht-Wissen verlängert sich für sie der schwierige, herausfordernde und meist sehr leidvolle Weg heraus aus dieser Krise. 

„Ausgebrannte“ Menschen wissen selten mehr über Burnout, als dass es diese Krankheit gibt. So können sie sich oft nicht erklären, dass plötzlich nichts mehr geht oder nichts mehr zu sein scheint, wie gerade eben noch.

Betroffene fühlen sich dann (zurecht) ohnmächtig und hilflos. Familie, PartnerInnen, ChefInnen und KollegInnen wissen oft genau so wenig über die tabuisierte Volkskrankheit wissen. Also sind sie ihrerseits überfordert und reagieren entsprechend. Dadurch fühlen sich Erkrankte in ihrer unguten, oft auch gefährlichen Situation meist nicht nur alleine gelassen. Sie sind es auch.

Mir ist es deshalb ein Anliegen, allen unmittelbar Betroffenen Mut zu machen:


Burnout ist eine Krankheit, die behandelt werden kann. Und zwar mit einer (fast) hundertprozentigen Heilungschance.


Burnout-gefährdete Menschen und Betroffene sind keine „übersensiblen Weicheier“. Genau das Gegenteil ist der Fall – was Teil des Problems ist. Sie sind meist leistungsorientierte, idealistische Menschen. Menschen, die es gewohnt sind, sehr hart mit sich umzugehen. Menschen, die zugunsten eines „großen Ganzen“ bereit sind, ihre eigene Bedürfnisse hintanzustellen. Nicht selten eben bis sie buchstäblich zusammenbrechen.

Solche Denk- und Handlungsmuster sind natürlich gefährlich bzw. problematisch, was gefährdete Menschen oft gekonnt verdrängen. Menschen, die „anders ticken“ dagegen, können oft weder erkennen noch nachvollziehen, wo das eigentliche Problem liegt, und reagieren perplex, mit Unverständnis und teilweise auch ein bisschen harsch („Was der/die wieder hat!“, „Jetzt reiß‘ dich doch mal zusammen!“, „Was kann ich dafür…“)

Das ist der Grund, warum sich Menschen, die in einen Burnout rutschen oft missverstanden, ungerecht behandelt und als Opfer fühlen. Und das häufig nicht ganz zu unrecht. Gleichzeitig aber – und das ist wichtig – sind sie natürlich für ihr Verhalten und auch ihre Situation auch selbst verantwortlich – und insofern „Täter“.


Je schneller es gelingt, die eigene Verantwortung für die Situation zu erkennen und aktiv für sich (und die eigene Gesundheit) einzustehen, desto schneller kann der Genesungsprozess verlaufen.


Aus ihrer unguten Situation…

…versuchen sich Burnout-Betroffene häufig mit jenen ausgeprägten Mitteln zu befreien, die sie dorthin gebracht haben: Idealismus, Leistungsgedanken, Durchhaltevermögen.


Bei Burnout gilt aber besonders, dass sich Probleme niemals mit derselben Weise lösen lassen, durch die sie entstanden sind.


Mittel- bis langfristig ist eine veränderte Haltung sich selbst und der Umwelt gegenüber nötig. Aus der Krise herauszukommen und zu lernen, anders und gleichzeitig authentisch zu denken, zu handeln und zu fühlen ist ein komplexer, schwieriger und langwieriger Prozess. Die Anstrengung lohnt sich meist. Denn dadurch wird ein sehr viel selbstbestimmteres, zufriedeneres und auch gesünderes Leben leben möglich als vor der Krise.


Wenn Sie sich fragen…

… ob und inwiefern Sie von Burnout betroffen sind: Haben Sie bis hierher mit Eigeninteresse gelesen? Dann könnte es sinnvoll sein, sich näher zu informieren und gegebenenfalls Schritte einzuleiten! Einige Anlaufstellen dazu finden Sie unten stehend. 




Informationen

  1. Telefonseelsorge: 0800/1110111 & 0800/1110222.
  2. Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker: 01805 950 951, 0228 71 00 24 24 oder seelefon@psychiatrie.de
  3. www.yourway2life.de: Website der Münchner Burnout-Selbsthilfegruppe. Ausführliche Hinweise zu Hilfsangeboten, Literatur- und Medienhinweise zu Burnout und Depression
  4. Münchner Bündnis gegen Depression
  5. www.therapie.de: Webpräsenz des Münchner Vereins Pro Psychotherapie. Sehr informativ, alles zum Thema Psychotherapie (Arten und Formen, Ablauf etc.). Mit Therapeutensuche.
  6. www.buendnis-depression.de: Deutsches Bündnis gegen Depression
  7. www.deutsche-depressionshilfe.de: Deutsche Depressionshilfe
  8. www.depressionsliga.de: Die Deutsche DepressionsLiga e.V. ist eine ehrenamtlich organisierte und bundesweit aktive Patientenvertretung für an Depressionen erkrankte Menschen.
  9. www.angstselbsthilfe.de: Als Verein organisierte Unterstützung von Menschen mit Angsterkrankung: Information, Beratung und Selbsthilfe bei Angsterkrankungen
  10. www.nakos.de: Bundesweite Informations- und Vermittlungsinstanz im Feld der Selbsthilfe in Deutschland
  11. www.suizidpraevention-deutschland.de
    Nationales Suizid Präventions Programm für Deutschland. In Zusammenarbeit u.a. mit dem European Network on Suicide Research and Prevention, der Weltgesundheitsorganisatin (WHO) und unter der Beteiligung des Bundesministeriums für Gesundheit.