Es gibt nichts praktischeres als eine gute Theorie.
Systemische Ansätze sind schon eine gewisse Weile verbreitet und in manchen Kreisen beliebt. Das hat einen Grund: Eine Welt, die immer komplexer zu werden scheint.
In letzter Zeit bin ich oft auf das Thema angesprochen worden. Da ist mir erst wieder aufgefallen, wie wichtig auch für mich und meine Arbeit systemtheoretisches Denken und systemische Ansätze sind.
Gleichzeitig habe ich (wieder) gemerkt, dass Menschen sich schwer tun, zu verstehen, was dahinter steckt. Und auch wie praktisch es ist, wenn man ein paar grundsätzliche Aspekte darüber kennt.
Alle, die versucht haben, die Großmeister der Systemtheorie zu lesen und zu verstehen, haben eine Ahnung davon, woran das liegt. Denn das Thema ist sehr verkopft und sprachlich oft sehr verschwurbelt behandelt.
Hier deshalb der Versuch, in einer kleinen Serie ein SEHR großes Thema mit den für mich wesentlichsten Punkten zu erklären.
Das ist natürlich eine gute Chance, großartig zu scheitern. Also ein geeignetes Thema für diesen Blog: Challenge akzepted.
Um diese drei Punkte soll es gehen:
- Was ist ein System?
- Wie funktionieren Systeme?
- Warum ist das so relevant und hilfreich?
Klären wir hier also zunächst:
Was ist ein System?
Die wichtigsten Kriterien, mit denen sich Systeme allgemein beschreiben lassen, sind:
- Ein System ist eine Einheit und kann auch als Einheit wahrgenommen werden.
- Ein System ist abgeschlossen, hat also so etwas wie eine begrenzende Hülle, die von Innen und Außen wahrnehmbar ist.
- Ein System hat dadurch eine Innenwelt und eine Außen- oder Umwelt. (Deshalb gibt es Innensichten und Außenperspektiven).
- Was innnerhalb eines Systems vor sich geht, ist von Außen oft schwer, meistens sogar gar nicht erkennbar. Zumindest nicht mit Sicherheit und/oder im Detail.*
- Was außerhalb eines Systems vor sich geht, ist nur nur von einer (beschränkten) Innenperspektive zu sehen (und oft genug auch gar nicht).
- Systeme bestehen aus mehreren Elementen, die als eigenständige Sub-Systeme gesehen werden können.
- Die Elemente eines Systems sind – teilweise, aber nicht immer (!) – miteinander verbunden. Sie stehen also – teilweise zumindest – miteinander in Beziehungen.
- Diese Beziehungen realisieren sich durch Kommunikationen und Kommunikationsstrukturen (und nur dadurch).
- Austausch und/oder Kommunikationen mit der Außenwelt ist für (die meisten) Systeme (überlebens-) notwendig.
- Dieser Austausch findet ausschließlich über Schnittstellen statt. (Die man sich als „Schleusen“ in der Hülle vorstellen kann.)
Konkrete und Abstrakte Systeme
Hilfreich ist die Unterscheidung in konkrete und abstrakte Systeme. (Auch wenn möglich ist, quasi alle Systeme sowohl konkret als auch abstrakt – sozusagen als Idee oder Gedankenkonstrukt – zu betrachten.)
Konkrete Systeme sind Dinge, die man begreifen kann im Sinne von be-greifen. Also z.B. Maschinen oder Lebewesen. Abstrakte Systeme sind Phänomene, die nicht greifbar sind, sondern in unseren Vernunft-, Vorstellungs- oder Gefühlswelten liegen: z.B. Weltbilder, Beziehungen aller Art, Firmenkonstrukte etc.
Konkrete Beispiele
- Mensch
- Kühlschrank
- Computer
- Bleistift
- Team
Abstrakte Beispiele
- Sprache
- Konflikte
- Weltbilder
- Firma
- Team
- Utopien
- Tagträume
- Wünsche
Zum Verdauen ein bisschen nachdenken
- Was sind nochmal die die wichtigsten Kriterien für ein System?
- Welche Beispiele für konkrete und abstrakte Systeme fallen mir ein?
- Was sind Beispiele für Systemgrenzen?
- Wie lassen sie sich allgemein und konkret beschreiben?
- Was sind Beispiele für Schnittstellen?
- Was braucht es, damit sie gut funktionieren?
- Warum müssen nicht alle Elemente eines Systems verbunden sein?
- Warum habe ich bis hierhin gelesen?
- Warum interessiert mich das alles überhaupt?
Was mir sonst noch dazu einfällt
- Ameln, Falko von: Konstruktivismus. Die Grundlagen systemischer Therapie, Beratung und Bildungsarbeit. Stuttgart, 2004.
- Hacke, Axel: Nächte mit Bosch. 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten. München, 2012.
- Simon, Fritz: Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus. Heidelberg, 2008.