Samstag, der 24. Dezember 2022

Let’s refine! Frohe Weihnachten!


Frohe Weihnachten und ein paar hoffentlich schöne, erholsame Feiertage wünsche ich Euch! Angesichts unser aller vielen Überstunden dürfen und sollten wir uns diese Tage wahrlich gönnen. Und nutzen. Zum Beispiel für ein persönliches Refinement. Ein paar unerhörte Gedanken anlässlich des Fests des Friedens und der Freude.


Schloss Nymphenburg in München mit Weihnachtsbaum im Foyer
Bild vom Autor

Viele von uns verbringen viel mehr mit und in der Arbeit

als sie eigentlich müssten: Seit der Jahrtausendwende kamen so in Deutschland knapp 2 Milliarden Überstunden zusammen. Durchschnittlich. Pro Jahr!

Dies – wohlgemerkt! – ist die offiziell erhobene Zahl, zu der sich noch eine wahrscheinlich erhebliche Dunkelziffer hinzugesellen dürfte.

Alles in allem haben wir es mit einer beachtlichen Arbeitsleistung und einem interessanten sozialen Phänomen zu tun: Oft entscheiden wir uns freiwillig dafür zu arbeiten als, naja, eben nicht zu arbeiten. 


Anders gesagt

Oft investieren wir unsere Freizeit lieber in Arbeitsprojekte als in private und persönliche Vorhaben. Oft heißt es also: „Fangt ihr schon mal an. Ich mache noch etwas für die Arbeit fertig. Ich komme später noch nach.“


„Ich gehe noch die Extrameile.“

Gerade im Land der deutschen Tugenden ist das folgerichtig und logisch. Schließlich wird hier gefälligst belohnt, wer sich reinhängt und die berühmte „Extrameile“ geht.

Doch womit werden wir eigentlich belohnt? Mit Geld, jenem Treibstoff Nummer eins des Homo Oeconimicus? 


Wohl weniger.

Denn weit mehr als die Hälfte aller Überstunden sind unbezahlt. Es müssen also andere Gründe sein, die uns dazu bewegen, auf unsere Freizeit und die erarbeiteten Geldwerte zu verzichten.

 


Warum aber überlassen wir beides bereitwillig anderen?

Warum zahlen wir drauf? Warum tun wir das? Ist das nicht sehr unvernünftig, ja, vielleicht sogar dumm? Merken wir überhaupt, was wir da tun? Führen wir uns vor Augen, wofür wir und andere da gerade welchen Preis zahlen und an wen?

Zumindest scheint angebracht, sich immer einmal wieder bewusst zu machen, wofür wir uns engagieren und ob sich unser Engagement tatsächlich lohnt.


„Hat das Zeit bis morgen?“

Anlässlich des Weihnachtsfests liegt es besonders nahe, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen. Denn das ist der ureigentliche Zweck dieses jahrtausendealten Rituals.

Genau dazu erzählen wir uns alle Jahre wieder die schöne Geschichte von der Geburt des Ausnahme-Menschen Jesus Christus, der uns alle aus gutem Grunde kulturell so sehr geprägt hat: Um innezuhalten und uns zu besinnen.

Um eine Pause zu machen, uns zu kalibrieren und uns „wieder mit Sinn zu versorgen“. Um uns anhand der Beispiele der Weihnachtsgeschichte und des vorbildlichen Lebens Jesu die Frage zu beantworten, wie wir auf lange Sicht und mit Freude sinnvoll (zusammen-) leben können.


Was ist für uns also richtig und wichtig zu tun?

Was ist dafür konkret zu tun? Wenn es gut läuft, stoßen wir mit diesen Fragen sogar auf die Antwort, ob es ein richtiges Leben im falschen geben kann.

Vielleicht erlauben wir uns so immer mal wieder, in unserem eigenen Sinne und damit auch für die Menschen, die uns etwas bedeuten, zu entscheiden. Zum Beispiel indem wir uns selbst und andere fragen: „Ist das jetzt so wichtig? Oder hat das nicht auch Zeit bis morgen?“

Frohe Weihnachten & so besinnliche Feiertage wie nur irgend möglich!


Literatur & Links

  1. Adorno, Theodor W.: Minima Moralia.
  2. Bezahlte und unbezahlte Überstunden der Arbeitnehmer in Deutschland von 2000 bis 2016. Statista. Das Statistik-Protal.
  3. Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Antwort auf eine kleine Anfrage der Linkspartei zur aktuellen Überstundenentwicklung, 13.12.2017 
  4. Donauer, Sabine: Faktor Freude. Wie die Wirtschaft Arbeitsgefühle erzeugt.
  5. Pink, Dan: The surprising truth about what motivates us (The RSA). Youtube-Video, 2010
  6. Rodehack, Edgar: Ander(e)s denken & tun – 34,5 verdammt gute Literaturtipp. Blogpost auf Teamworkblog vom 25.4.2016
  7. Schumacher, Ernst Friedrich: Small is Beautiful. Die Rückkehr zum menschlichen Maß.
  8. Skidelsky, Robert; Skidelsky, Edward: Wie viel ist genug? Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens