Donnerstag, der 3. Februar 2022

Coaching-Handbibliothek #2: Dave Logan: Tribal Leadership


Welche Bücher waren oder sind in für mich und das Verständnis für mich als Coach, Teamcoach und Berater bedeutsam? Da kommt einiges zusammen, so viel steht fest. Hier der zweite Teil der vermutlich sehr langen Reihe. Heute: Dave Logan: „Tribal Leadership“.



Vor einigen Jahren

fiel ich aus meinem damaligen Job heraus. Mein Arbeitgeber und ich trennten uns, weil es einfach nicht geklappt hatte.

Und das, obwohl alles augenscheinlich so gut war und alle mutmaßlich alles richtig gemacht hatten.


Woran waren wir gescheitert?

Was hatte ich, was hatten wir falsch gemacht? Diese Frage ließ mich seinerzeit nicht los. Also machte ich mich auf die Suche nach Antworten.

Und ich wurde fündig. Und zwar im Graves Value System – besser bekannt als Spiral Dynamics.*



Dieses Modell geht davon aus

dass einzelne Menschen und auch Gruppen von Menschen (Teams, Firmen, Gesellschaften) im Laufe ihres Lebens immer bestimmte Bewusstseinsstufen durchlaufen. Diese Stufen lassen sich anhand der Maslowschen Bedürfnisreihe nachvollziehen – zumindest annähernd. Auf den bestimmten Bewusstseinsstufen wirken gewisse Weltbilder, die das widerspiegeln, was die betreffenden Menschen gerade als generell wichtig sehen.

Zeichnung: Edgar Rodehack

Es handelt sich hier also um ein Werte- und Bedürfnismodell

das einordnet, was für Personen oder Gruppe jeweils gerade vorrangig gilt – und welche Denk- und Handlungsroutinen gerade für sie zugänglich und vorherrschend sind. Wir sprechen hier also von Praktiken, Sicht- und Vorgehensweisen und Kompetenzen, die den Menschen zur Verfügung stehen.

Im Laufe des Lebens durchlaufen wir alle mehrere dieser Bewusstseins- und Kompetenzstadien, und das in einer gewissen, festgelegten Reihenfolge. Dabei fallen wir auch immer mal wieder auf Stufen zurück, die wir schon durchlaufen und eigentlich hinter uns gelassen haben. Und/oder wir erklimmen neue Stadien, wenn Krisen anstehen, die uns dazu zwingen, Dinge zu erleben und zu lernen, die wir bislang noch nicht kannten.


Wenn nun Menschen zusammenkommen

die auf unterschiedlichen Stufen stehen, kommt es unweigerlich zu Konflikten, die sich an den Fragen entzünden:

  • Was braucht‘s?
  • Was ist wirklich wichtig?
  • Was ist zu tun?

Und auch diese Streitpunkte werden mit den Überzeugungen und Mitteln ausgetragen, die den Beteiligten gerade zur Verfügung stehen.


Dabei gilt:

1. Höhere Erkenntnis-Stadien sind per se nicht besser. Sie sind halt einfach.

2. Diejenigen, die auf einer niedrigeren Stufe stehen, können das, was von der höheren Stufe kommt, nicht verstehen. Denn sie haben den dafür erforderlichen Erkenntnisschritt noch nicht gemacht. Also lehnen sie die Überzeugungen, Werte und Bedürfnisse von dort ab. Gleiches gilt auch für alles, was von unteren Stufen kommt. Denn das hat man ja schon als falsch überkommen und hinter sich gelassen.

Für mich ließ sich so erklären

warum es damals mit mir und meinem Arbeitgeber nicht geklappt hatte: Wir lagen in unseren Überzeugungswelten und Entwicklungsstadien einfach zu weit auseinander.

Diese Vorrede ist deshalb wichtig, weil genau DAS der Ansatz von Dave Logan ist: „Graves Value System“ bzw. „Spiral Dynamics“. Auch wenn er das so explizit nicht erwähnt, so finde ich das trotzdem prima.


Denn erstens fasst

Dave Logan in seinem Buch die Systematik viel einfacher, plakativer und viel praktikabler auf als es im ziemlich unlesbaren und verschwurbelten Original, im Buch „Spiral Dynamics“*, der Fall ist.

Und zweitens ergänzt Logan das Ganze mit sehr praxisorientierten (Coaching-) Ansätzen zu den Fragen, was man als BeraterIn, Coach oder auch Führungskraft und MitarbeiterIn in welcher spezifischen Situation konkret tun kann: Welche Entwicklungsstufe bedeutet was? Woran erkenne ich das? Was habe ich für Möglichkeiten, die Situation gut und im Sinne der Beteiligten zu lösen?

Sehr hilfreich. Und zwar als Modell wie auch in den praktischen Ansätzen.



Literatur