Ihr Chef hatte die glorreiche Idee, dass jetzt alle agil werden? Sie wollen vielleicht selbst damit herumprobieren? Jetzt haben Sie aber noch ein paar Fragen? Sie sind nicht allein. Ich bin zum Beispiel kürzlich gefragt worden:
Was ist das Grundprinzip der agilen Vorgehensweise?
Agilität wird häufig als reine Methode betrachtet, was nachvollziehbar ist. Sie ist aber mehr als ein spezifisches methodisches Vorgehen.
Sie ist vielmehr eine Haltung. Zumindest war sie es, bevor sie zum Produkt geworden ist.
Als Organisation, als Team, als Abteilung, als Spezialisten wollen wir dauerhaft von unserer Arbeit leben und uns damit auch verwirklichen. Das gelingt uns nur durch Produkte, Dienstleistungen und die Arbeit, die unsere Kundschaft auch längerfristig zufriedenstellt.
Eines der wichtigsten Elemente agiler Methoden ist deshalb
immer wieder sich selbst, seine Kunden und Geschäftspartner zu befragen, ob man noch auf dem richtigen Weg ist und was unter Umständen besser gemacht werden kann. So kann man sich weiterentwickeln, anpassen und verbessern.
Dies ist im Prinzip die Grundphilosophie agiler Zusammenarbeit.
Das mag sich im ersten Moment vielleicht platt und abgedroschen anhören. Wer aber agil arbeiten möchte, sollte wissen:
Hier sind dies keine Plattitüden.
Zumindest waren sie es nicht, bevor Agilität zum Beratungs-Produkt für Effizienzsteigerungen verkommen ist.
Eigentlich wird also im Gegenteil Haltung und Methodik ziemlich stringent umgesetzt und sehr konsequent gelebt. Agilität und ihre Methoden entfalten nur so ihre ganze Wirkung.
Zwei Prinzipien sind besonders wichtig
Produktorientierung und Qualitätsfokus.
Das Produkt muss einfach stimmen. Denn nur dafür zahlt der Kunde Geld. Agilisten konzentrieren sich deshalb bei allem, was sie tun, auf diese Aspekte und ordnen ihnen auch so ziemlich alles andere unter.
Permanentes Lernen durch Feedback sind zwei weitere wichtige Grundpfeiler der Agilität.
Kundenrückmeldungen zum Produkt und zur Zusammenarbeit sind dabei ein wesentlicher Aspekt.
Wirklich neuartig und entscheidend ist aber etwas anderes (ja, auch noch im „postagilen Hype“)
Nämlich, dass agile Teams in regelmäßigen und überschaubaren Rhythmen zusammenkommen, um sich offenes Feedback zu ihrer Arbeit zu geben. Unabhängig vom Produkt sprechen sie regelmäßig über die Art der Zusammenarbeit.
Denn die Qualität der Zusammenarbeit prägt die Produktqualität entscheidend mit, für die die Kunden schlussendlich bezahlen. Was also können oder müssen wir in den nächsten zwei bis vier Wochen verbessern?
Dies ist natürlich ein Vorgang, der alles andere als leicht oder konfliktfrei ist
und der sehr viel Offenheit erfordert. Schließlich muss man sich Fehler eingestehen, es werden Überzeugungen ausgetauscht und um den richtigen Weg gerungen.
All das ist aber wichtig, weil es dem Team hilft, seine Annahmen zu überprüfen, aus Fehlern zu lernen, einen gemeinsamen Weg zu finden, sich auf das Wesentliche zu fokussieren und Kompetenzen zu verbessern.
So wird das gesamte Team besser. Schritt für Schritt.
Um dies also tun zu können
brauchen die Teams und deren Mitglieder die Möglichkeit, im vorgegebenen Rahmen selbst entscheiden zu können, wie sie ihre Arbeit erledigen.
Selbstorganisation ist also das nächste wichtige Stichwort. Sie spart überflüssige „Genehmigungsverfahren“ ein und sorgt für Schnelligkeit und dafür, dass Menschen verbindlicher und zufriedener arbeiten.
Dadurch wird die Arbeit der Teams besser, schneller.
Und im Endeffekt auch nachhaltiger.