Sonntag, der 28. März 2021

„Dein Blatt ist nicht leer!“ – Wie mit Perfektionismus umgehen?

 


„Your page isn’t blanc.“
Jessica Abel


Ich gebe zu: Ich habe es gern, wenn die Dinge gut sind. Noch lieber habe ich es, wenn die Dinge möglichst sehr gut sind. Und am liebsten mag ich es perfekt.

Deshalb ich bin auch gerne bereit, mich für ein sehr gutes Ergebnis richtig reinzuhängen. Was immer das mit sich bringt.

Das gilt für ziemlich alles, was ich tue: Kundenprojekte, Workshops, Coachings. Beim Schreiben von Blogposts, beim Musizieren in der Band, beim ehrenamtlichen Engagement…

Dagegen finde ich nach wie vor wenig auszusetzen. Auch wenn mich dieses mit Idealismus verbundene Engagement persönlich schon an sehr, sehr dunkle Orte geführt hat. Damit bin ich in unserer Hochleistungswelt, in der es von Kindesbeinen an um wenig mehr als Leistung, Fortkommen, Exzellenz geht, ja nun wirklich nicht allein.

Was also soll also an ehrgeizigen Zielen und hohem Engagement falsch sein?

Naja, mich z.B. stört, dass es mich quält. Und dass es mich paradoxerweise davon abhält, das zu tun, was mir doch (angeblich) so wichtig ist: Sehr gute Dinge zu machen. Oft gehe ich gute, kreative Ideen gar nicht erst an!

Denn der Perfektionist in mir raunt mir zu: „Gute Idee. Aber KANNST du das? DARFST du das denn? Bist du darauf GUT VORBEREITET? Hast du SCHON WIRKLICH alles, was es braucht? Und überhaupt: Ist das WIRKLICH eine gute Idee? Eine, die PERFEKT umgesetzt werden KANN?“

In solchen Momenten verliere ich dann oft den Mut. Ich bilde mir ein, zu wenig zu können, zu wenig wissen, zu wenig Erfahrung zu haben. Lass es sein!


„Don’t even think about it!“

Denn selbstverständlich habe ich tatsächlich NIE das ganze Know-How oder auch die Erfahrung, die es braucht, um es gut, sehr gut oder gar perfekt zu machen. Also müsste ich, bevor es also losgeht, noch dieses und jenes lernen, diese Bücher lesen, diese Kurse machen, diese Zertifikate sammeln etc.

Soviel Aufwand? Denk nicht mal dran.


„Challenge Accepted!“

Oder aber ich nehme die Herausforderung an. Wenn es eine gute Idee ist, lohnt sich der Aufwand schließlich. Also lerne ich noch dieses und jenes, lese diese Bücher, mache diese Kurse, sammle diese Zertifikate.

Beides ist schlau. Dann nämlich, wenn ich wirklich zu wenig mitbringe, um eine gute Idee umzusetzen. Oder die Vorbereitung wirklich zu aufwendig ist. Oder die Idee einfach nicht gut genug.

Allerdings besteht die Welt der perfekten Ideen und Projekte nie nur aus diesen statischen Möglichkeiten a la „ganz oder gar nicht“. Ideen und Projekte entwickeln sich nämlich dynamisch und komplex. Sie werden nur gut bis sehr gut bis perfekt, indem man sie ausprobiert, abändert, entwickelt. Indem sie erstmal eben nicht perfekt sein lässt, indem man sie eben bewusst erst einmal unfertig, unklar lässt. Indem man sie nach und nach zu etwas Gutem, sehr Gutem oder Perfektem formt. Indem man mit ihnen lernt und wächst.

Also habe ich mir vorgenommen, mit meinem idealistischen Perfektionismus anders umzugehen. Indem ich mich auf das kreative Wagnis einlasse, im Unperfekten zu starten, das gewünschte gute Ergebnis im Blick. Ansonsten aber mehr aufmerksamkeit auf den Prozess zu legen und zu lernen, mich daran zu freuen. Auch darüber, dass sich die Dinge – hoffentlich gut – entwickeln.

Und auch: Immer öfter von Beginn an einmal auf mich, mein bisheriges Know-How, meine bisherigen Erfahrungen und meine eigene Intuition zu vertrauen.

Dafür war mir ein Satz von Jessica Abel sehr hilfreich:  Sie coacht Kreative und AutorInnen, die sich oft mit genau diesem Problem herumschlagen. Sie vermittelt ihnen: „Your page isn’t blanc. Just release it.“


„Meine Seite ist nicht leer.“

Der Perfektionist und der Sicherheitsbeauftragte in mir haben sich schnell damit arrangiert. Denn sie erleben immer öfter, dass das stimmt: Meine Seite ist nicht leer. Sie können sich darauf verlassen.

Auf meine Erfahrung und mein Wissen zu vertrauen und das Beste zu wollen. Das ist mein Weg zu guten Ergebnissen.  

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Was mir sonst noch dazu einfällt



 

1 Comment

  • Vielleicht kommen der Perfektionist und der Sicherheitsbeauftragte in dir auch zueinander, wenn du darauf vertraust, dass es nicht um Perfektion geht sondern darum, was du lernen kannst und was du besser machen kannst. Über bildgebende Verfahren konnte herausgearbeitet werden, dass unsere Hirne am „glücklichsten“ sind, wenn wir was gelernt haben. Also: Machen ist wie wollen, nur krasser!

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