Freitag, der 26. März 2021

Kunst kommt von Können. Und vom Tun. Und vom Zeigen.


„Ist das Kunst oder kann das weg?“


Neulich besuchten meine Familie und ich nach langem wieder einmal eines der vielen tollen Münchner Museen. In heutigen Corona-Zeiten war das eine sehr schöne Abwechslung. Urlaub für den Kopf sozusagen.

Als ich durch die Ausstellungsräume des Lenbach-Hauses wanderte, erinnerte ich mich an die Zeit, als ich Kunst- und Literaturgeschichte studiert hatte. Und auch daran, wie viel Spaß mir das gemacht hat.

Lang ist’s her, dachte ich ein bisschen wehmütig. Und auch ein bisschen erschrocken. Denn mein bisheriger beruflicher Weg hat mich seither weit weg von Kunst und Literatur geführt. Und von allen Fragen, die mit ihr zusammenhängen.

(Sogar soweit, dass ich gelegentlich gefragt werde, wo ich BWL studiert habe. Schock! Ich habe doch etwas Richtiges studiert!)

Besonders hatte mich an der Uni die Frage interessiert, was Kunst zu Kunst macht. Was macht ein Kunstwerk zu einem Kunstwerk? Was macht einen Künstler (resp. Künstlerin) zu einem Künstler (resp. Künstlerin)? Und auch: Was macht Kunst gut und erfolgreich?

Auf diese Fragen gibt es natürlich viele Antworten. Hier, welchen Reim ich mir aus dem vielen mache:


1. Kunst wird von Profis gemacht. Talent und Ideen reichen selten.

Für Kunst braucht es den Willen, das eigene Talent auszubauen und seine/ihre Ideen umzusetzen. Kunst ist ein Handwerk (ja, auch heute noch). Wer ernsthaft Kunst betreibt, akzeptiert dies und entscheidet sich bewusst dafür, Künstler bzw. Künstlerin zu sein. Mit allem, was dazu gehört. Heißt auch: Das Handwerkszeug und die Handgriffe sind zu lernen, ständig anzuwenden, zu verfeinern und zu verbessern.


2. Kunst ist unsicher.

Künstler haben auszuhalten, dass sich ihr Einsatz vielleicht nicht so auszahlt, wie sie sich das vorstellen und wünschen. Heißt: Künstler müssen damit leben, psychologisch und meist auch wirtschaftlich unsicher zu leben. Anders als in allen anderen Lebensbereichen (z.B. Politik, Wirtschaft) können Künstler nämlich nicht blenden oder sich durchwurschteln. Kunst ist nämlich im Unterschied dazu IMMER ehrlich, authentisch und echt.

Wenn sie das nicht ist, ist sie minderwertig. Denn:


3. Kunst geht es um Veränderung.

Kunst ist IMMER motiviert, will IMMER wirksam sein. Das Ziel ist IMMER, eine Veränderung zu bewirken. Auf Wichtiges hinweisen. Zum Denken und Reflektieren anregen. Kunst holt die Betrachter aus ihren gewohnten mentalen und emotionalen Routinen – positiv oder negativ, irritierend oder verstärkend. (Nie aber nur bestätigend. Solche „Kunst“ ist meistens Propaganda.)


4. Kunst geht nur mit Publikum. Und mit wirksamen Kontext.

Wenn einziges Ziel von Kunst ist, einen Unterschied zu machen, kann Kunst nur dann wirken, wenn sie ein Publikum im richtigen Setting findet. Kunst muss also im richtigen Kontext sichtbar sein. Kein Publikum, kein Kontext, keine Wirkung, keine Kunst.


5. Das Publikum entscheidet (mit).

Viel hängt von der Haltung des Künstlers/der Künstlerin zu seinem Wirken ab. Denn wenn Künstler nicht selbst an ihre Kunst glauben, wieso sollten es andere tun? Allerdings kommt es auch stark darauf an, was die Menschen sagen, die die Kunst, das Kunstwerk, die Literatur und den Künstler oder die Autorin selbst betrachten. Motivation, Kunst und Können können noch so formvollendet sein, am Ende entscheiden die einzelnen Betrachter darüber, ob sie das Kunstwerk als solches (an-) erkennen eben nicht.


Das war es, was mir an diesem schönen Museums-Tag durch den Kopf ging. Und dann war ich wieder ein bisschen mit mir und meinen Weg versöhnt.

Denn so gesehen habe ich meinen damaligen Weg gar nicht verlassen. Ich bewege mich ja doch noch im Kunst-Metier.

Denn kreisen meine Klienten und Auftraggeber, meine Teams und Unternehmen, mit denen ich arbeite, nicht um ganz ähnliche Fragen?

  • Wie können wir wirksam, erfolgreich sein?
  • Was braucht es dazu?
  • Was ist zu tun, damit unsere Produkten und Services zum Kunden finden?
  • In welchem Umfeld arbeiten wir?
  • Wer oder was entscheiden über unseren Erfolg?
  • Wie können wir das beeinflussen?

Im Entwurf, da zeigt sich das Talent, in der Ausführung die Kunst.
Marie von Eber-Eschenbach


Jeden Tag arbeite ich mit KünstlerInnen. Nice!


Was mir sonsts noch einfällt