Donnerstag, der 19. Januar 2023

Wie lassen sich Veränderungsvorhaben gut an- und begleiten?


Wie lässt sich Orientierung geben, wenn es um Veränderung geht? Wo und womit einsteigen? Wie weiß man, was zu tun ist und ob man auf dem richtigen Weg ist?  Hier ein einfaches Modell, das ich für Klienten entworfen habe, die sich selbst helfen wollen.


Zeichnung vom Autor: Coaching-Rahmen/(c) 2022 Edgar Rodehack, München

„Du kennst dich doch gut aus mit Organisation und Selbstmanagement. Kannst du uns helfen?“

So oder so ähnlich fängt es oft an, wenn Menschen mit mir zusammenarbeiten wollen. Menschen wenden sich an BeraterInnen, Coaches oder sonstige externe Helfer, weil sie einen Handlungsgrund spüren.

Sie stecken irgendwie fest. Was sie bisher getan haben, bringt sie jetzt nicht mehr so recht weiter. Im schlimmsten Fall sind sie nun in einer Sackgasse. Selbst größte Anstrengungen scheinen nur noch wenig zu bringen.

In solchen Situationen ist die Hoffnung groß, dass externer Profis DAS passende Mittel präsentieren, das sie aus ihrer verfahrenen Situation befreit.

Und diese Hoffnung ist berechtigt. Wozu sonst bräuchte man Beratung oder Coaching?


Doch was Menschen in ihrer Not oft übersehen:

Wir alle sind (meist) die besten ExpertInnen unserer eigenen Arbeit. Wir alle KÖNNEN uns deshalb auch selbst helfen. Zumindest in „normalen“ Zeiten“ haben wir das oft schon bewiesen.

Es liegt also nahe: Wenn die „Hilfsaktion“ einen bleibenden Effekt haben soll, entscheiden wir am besten auch JETZT selbst, was das Beste zu tun ist. Das aber ist ja gerade das Problem: Was IST denn das Beste?

Um diese Frage zu beantworten, nutze ich ein Modell, mit dem ich Orientierung gebe und helfe zu erkennen, wo und wie andere Entscheidungen als bisher zu treffen sind.


Wir alle werden im Laufe unseres Lebens

zu irgendeiner Art Fachexperten ausgebildet. Dabei lernen wir unsere „Handgriffe“, damit wir später effizient arbeiten.

Tauchen Probleme auf, suchen wir zunächst die Lösung (oder den Fehler) bei uns oder in unserem Umfeld:

  • Wie können wir die Dinge (wieder) besser machen?
  • Welche Techniken, Methoden, Tools helfen uns dabei?

SO haben wir gelernt, mit Problemen und Schwierigkeiten umzugehen.

Und das ist ein machtvolles kulturelles Muster, das wir selten bis nie hinterfragen.

Und es stimmt ja auch: Die Dinge richtig zu tun, ist die Grundvoraussetzungen für Erfolg. AUCH im Coaching- oder Beratungsprozess.

Wer sich allerdings AUSSCHLIESSLICH darauf konzentriert, könnte übersehen, dass es auch darum geht, die RICHTIGEN Dinge zu tun.

Also ist herauszufinden, ob „nur“ Kompetenzen fehlen, die verhindern, die Dinge richtig zu tun. Oder ob die Klienten sich gerade „nur“ mit den falschen Dinge abmühen.

1. Die Dinge richtig tun (Effizienz)

AUFGABEN

  • Was ist zu tun?

Was ist zu tun? Welche Aufgaben stehen an, grundsätzlich und im Detail? Wie ist der Workload? Wie werden sie erledigt? Welche Fähigkeiten und Fertigkeiten, welche Ressourcen haben wir dafür? Welche braucht’s (eigentlich)?

Erfahrungsgemäß kommen Menschen nicht ins Schleudern, weil ihnen fachliche Kompetenzen, Erfahrung oder Methoden fehlen. (Selbst wenn, sind sie im Normalfall schnell in der Lage, sich nötige Hilfe zu besorgen). Meist liegt das Problem im stressbedingten Tunnelblick: Welche Aufgaben sind in welcher Reihenfolge und wie zu erledigen – und welche nicht?


2. Die richtigen Dinge zu tun – Effektivität

Wie kommt es zu unseren Aufgaben? Durch

PROJEKTE

  • Was nehmen wir uns vor?

Idealerweise tun wir nur, was Bezug zu einem (vereinbarten, sinnvollen) Vorhaben oder Projekt hat.

Wir alle haben mit uns selbst und/oder mit unseren KollegInnen, ManagerInnen und KundInnen auszumachen, welche (budgetierten, genehmigten) Vorhaben überhaupt anstehen und für welches wir zuständig sind. Das am besten (möglichst) transparent und gemeinsam.

Doch was entscheidet über unsere Vorhaben und Projekte?


ZIELE

  • Was wollen wir erreichen?

Menschen sind intelligent (die meisten zumindest): Deshalb tun sie nur Dinge, die etwas bringen. Je bewusster und expliziter die Ziele sind – und je sinnvoller sie uns erscheinen -, desto fokussierter arbeiten wir. Desto besser ist auch die Qualität. Denn so lassen wir zielgerichtet und besten Gewissens Projekte und Aufgaben sein, die mit unseren Zielen nichts zu tun haben.

Woher stammen Ziele?


ROLLEN

  • Wer sind wir? Wer wollen/sollen wir sein?

Wenige unserer persönlichen, beruflichen oder geschäftlichen Rollen haben wir, ohne etwas dagegen tun zu können. Die meisten Rollen suchen wir uns, indem wir uns dafür entscheiden. Das geschieht jedoch meist unbewusst. Vielleicht gilt das besonders für Rollen, die uns zugewiesen werden und die wir einfach annehmen.

Mit jeder Rolle ist IMMER ein Aufwand verbunden, Ziele, Projekte und Aufgaben. Deshalb lassen gute (Selbst-) ManagerInnen – wie alle guten GeschichtenerzählerInnen – nur Rollen zu, die Gutes beitragen. Sonst wird’s beliebig. Der Erfolg (auf Arbeitsebene!) wird so dem Zufall überlassen.

Und unnötig arbeitsreich wird’s zudem. Wenn auf Arbeitsebene Schwierigkeiten auftauchen, dann oft deshalb, weil auf der Rolleneben Unklarheiten und Entscheidungsstau bestehen.

Wie lässt sich über Rollen gut entscheiden?


WERTE & BEDÜRFNISSE

  • Was ist generell wichtig? Was braucht’s? Was brauchen wir?

Alles, was Menschen alleine oder in Gruppen anstreben, entscheiden und tun, richtet sich an diesen beiden existentiellen Fragen aus. Sie beantworten: Wofür das alles? Warum sich reinhängen?

Wer sich die Fragen nach den Werten und Bedürfnissen offen, transparent und so konkret wie möglich beantwortet (Zahlen, Daten, Fakten!), und wer diese Antworten regelmäßig überprüft, tut sich gerade im Alltag leichter.

Denn so lässt sich auf Arbeitsebene entscheiden, welche Aufgaben generell anzugehen ist. Und darüber, ob akut JETZT und falls ja, wie zu priorisieren und vorzugehen ist.

Zu guter Letzt steht noch die Frage an: Wo kommen Werte und Bedürfnisse her?


VISION

  • Was soll sein?

Was es generell und im Einzelfall braucht und was wichtig ist, ist eine Frage der Kultur, der Herkunft und der Lebenserfahrung. Aus all dem ergibt sich ein Bild von dem, was man sich wünscht, wenn man die anstehenden Aufgaben gut erledigt hat.

Was wird sein, wenn alles gut läuft? Dieses Bild tragen wir Menschen in uns – abgefahrener Weise auch Gruppen von Menschen. Menschen tragen das in Form von Narrativen nach Außen. Deshalb macht Sinn, sich selbst und auch Teams oder ganze Unternehmen gemeinsam zusammenzubringen und über die Frage zu sprechen:

  • Was soll sein?
  • Für uns?
  • Für andere, z.B. unseren Kunden?
  • Warum sehen wir das so?

Diese Punkte müssen nicht alle auf einmal

und schon gar nicht erschöpfend beantwortet werden (und das sollten sie auch gar nicht, denn es ist ein kreativer Erkenntnisprozess). Wer sich aufmachen möchte, sich aus einer schwierigen Situation zu befreien, kann an IRGENDEINEM dieser Punkte einsteigen. Um sich  – nach Lust, Laune, Zeit und Energielevel – nach oben oder unten vorarbeiten.

Jede Form der Beschäftigung mit diesen Fragen führt unweigerlich zur Antwort auf die Fragen:

  • Was ist JETZT zu tun?
  • Brauchen wir noch etwas, um loszulegen?
  • Müssen wir dazu etwas Neues Lernen?
  • Wer kann du uns das beibringen?

Für meine Arbeit ist’s jedenfalls ein enorm hilfreicher, praktikabler Rahmen.