Wer sich dem Thema Agilität nähert, hat meist viele Fragen. Das ist total normal. Ich bin zum Beispiel neulich gefragt worden, ob in Projekten Mischformen aus agil und klassisch arbeiten möglich sind. Genauer lautete die Frage:
Manche Projekte brauchen einen festen Budget- und Zeitrahmen – gibt es hier Möglichkeiten einer Mischform aus agil und klassisch?
Diese Frage ist leicht beantwortet: Natürlich sind Mischformen aus agil und klassisch möglich.
Wer sich aufmacht, agil zu arbeiten, kommt meist gar nicht umhin, die Methoden zu mischen. Alleine schon, weil Menschen dazu neigen, in alte Muster zu verfallen. Aber auch, weil ganze Organisationen nicht auf Knopfdruck agil umgestellt werden können.
Und das gilt, auch wenn
(eigentlich aber GERADE WEIL) wir wissen, dass genau DAS im regelmäßig widerkehrenden Umstrukturierungswahnsinn unser aller Firmen immer wieder mit der Brechstange versucht wird zu tun. Mit immer wieder mäßigem bis ausbleibenden Erfolg. Ja, übrigens oft auch, wenn per agilem Marschbefehl die Arbeitsweise auf Agil umgestellt werden soll.
Das ist natürlich schrecklich. (Auch meist schrecklich erfolglos.) Und – nicht nur nebenbei bemerkt – völlig unagil.
Doch zur Frage zurück.
Teams suchen sich als Spezialisten ihrer eigenen Arbeit immer jene Formen der Zusammenarbeit, die gut für sie und ihr Geschäft sind.
Heißt: Es ist möglich, dass sich Teams dann eben hier und dort bedienen.
Doch selbst wenn sich Versatzstücke aus der jeweils anderen Welt finden, so ist doch eher wahrscheinlich, dass sich die Teams mittelfristig für die eine oder die andere Form entscheiden.
Das gilt übrigens unabhängig davon, ob ein fester Rahmen existiert oder nicht.
In diesem Zusammenhang
möchte ich daran erinnern, dass agile Arbeitsrahmen deshalb erfunden wurden, weil die bisherigen Mittel eben immer öfter nicht verhindern konnten und können, dass feste Rahmen gesprengt werden.
Anders formuliert: Klassisches Management ist kein Garant dafür, dass feste Budget- und Zeitrahmen eingehalten werden.
DIESE Lektion sollten wir ja nun wirklich gelernt haben. Gerade in Deutschland, nach Berlin, Hamburg, Stuttgart und diverse Verkehrsprojekte des Bundes – um nur die teuerste Spitze des Eisbergs zu nennen. Ihnen fallen sicherlich noch einige eigene Beispiele für aus dem Ruder gelaufene Firmen-Projekte ein.
Dass das klassische Management-Ansätze nicht dafür garantieren kann,
dass der zeitliche und finanzielle Planungsrahmen eingehalten wird, liegt aber gar nicht am klassischen Management selbst. Viel mehr ist es so, dass das überhaupt keine Herangehensweise garantieren kann.
Auch Agilität nicht. Sie geht mit dieser Tatsache aber offen und auf eine besonders wirksame Art und Weise um.
Wie sich Projekte entwickeln, lässt sich zwar im Vorfeld mehr oder weniger gut abschätzen
und meinetwegen auch planen. Trotzdem kann Unvorhergesehenes passieren. Und das tut es ja auch regelmäßig.
Ganz unabhängig davon, auf welche Art Projekte gemanagt werden.
Egal, wie gut sie geplant waren.
Und egal, wie gut sie überwacht wurden.
Sicherheit wird es also nicht zu hundert Prozent geben
auch wenn sich das AuftraggeberInnen, InhaberInnen, Management und Team gleichermaßen wünschen.
Agile Herangehensweise und Methoden wie z.B. Scrum und Kanban erkennen das offen an. (Also beides: dass es keine völlige Sicherheit geben kann UND dass wir sie uns aber alle wünschen).
Gewissermaßen als zweitbeste Lösung streben sie deshalb eine möglichst große gegenseitige Verlässlichkeit an. Gleichzeitig minimieren sie die Projektrisiken durch methodische Prinzipien wie: Expertenwissen im gesamten Team nutzen, Betroffene zu Beteiligten machen, kurze Experimentier-, Feedback- und Lernschleifen etc.
Die Erfahrung zeigt dass dies sehr gut funktioniert.
Die Geschwindigkeit und Zielgenauigkeit verbessert sich in der Regel sehr schnell. Auch und gerade bei festen Vorgaben für Projekt- oder Geschäftsziele.
Übrigens: Diese festen Vorgaben für Projekt- und Geschäftsziele bestehen übrigens nicht nur für manche, sondern IMMER für ALLE Geschäftstätigkeiten und Projekte.
Doch darüber mal ein andermal…